Sonntag, 2. September 2007

Orientation Day an der Uni & Hong Kong Karaoke

Gestern war die Einführungsveranstaltung der Chinese University für uns postgradierte Studenten im Bank of America Tower. Geleitet wurde der Tag von Professor Lutz-Christian Wolff, einem Deutschen, der auch beide Staatsexamina in Deutschland gemacht hat und einige Jahre schon auf Festlandchina tätig war, bevor er nach Hong Kong gegangen ist. Der hat uns als Deutsche natürlich schnell ausfindig gemacht (wir sind insgesamt vier Deutsche und ansonsten nur Chinesen; in zwei Wochen kommen aber angeblich noch ein paar Franzosen dazu) und wir haben uns schon im Vorfeld ein wenig über das kommende Programm mit ihm unterhalten können. Ich werde Prof. Wolff gleich in mehreren Vorlesungen haben, weil er hier der den Lehrstuhl für das Internationale Wirtschaftsrecht inne hat. Bei ihm werde ich auch chinesisches Zivilrecht lernen. Ich denke es ist gut, wenn ein Deutscher Jurist einem Deutschen ausländisches Zivilrecht beibringt, weil er dann genau auf die jeweiligen Unterschiede hinweisen kann.


Die Hörsäle sind alle in einem Top-Zustand. Kaputte Stühle oder bekritzelte Tische gibts in den klimatisierten Räumen hier nicht. Dafür läuft der Videobeamer regelmäßig. Wer es möchte, dann sich sogar einen Notebook kostenlos ausleihen und damit über den unieigenen Server ins Internet gehen. Friedrich-Wilhelms-Universität von und zu Bonn, adieu! ;-)


Mit dem Bus sind wir dann aufs Festland zum Universitätscampus gefahren worden. Das Campusgelände kannten wir ja schon, weil wir uns dort ja am Mittwoch schon die Studentenausweise abgeholt hatten. Dort sind wir dann mit dem Bus über das riesige Campusgelände gefahren worden und es wurden uns die wichtigsten Gebäude vorgestellt. Da wir postgraduierten Studenten aber nicht hier draußen auf dem Festland, sondern auf der Insel studieren werden, war das für uns eigentlich nicht so von Bedeutung. Eventuell werde ich mal in die große Bibliothek hier gehen, wenn eine Hausarbeit ansteht. Das ist es aber auch.

Na sowas. Der Chinese hat einen strikten Zeitplan! Essen war erst um 6 Uhr vorgesehen. Ich hatte mich schon gewundert, warum wir gleich zweimal ums Campusgelände mit dem Bus kutschiert wurden. Das ganze hatte irgendwie etwas von einer Kaffeefahrt an sich. Der Grund war: Wir waren ohne Stau und Verzögerung durch die Stadt gekommen und nun 20 Minuten zu früh, um essen zu gehen! Man hat dann kurzfristig beschlossen mit uns keine dritte Runde zu drehen, sondern uns an einen der höchsten Punkte auf dem Unicampus zu fahren, wo die Aussicht sehr schön ist, und uns dort nochmal aussteigen zu lassen. Links ist Simone, die in Deutschland zur Zeit das zweite Staatsexamen in Bayern macht und in der Mitte ist Frederick, der sein erstes Examen in Düsseldorf gemacht hat. Die beiden studieren das gleiche Programm wie ich.



Um Punkt 6 hielt unser Bus dann vor der großen Campusmensa, wo man einen separaten Bereich mit gedeckten Tischen für uns hergerichtet hatte. Das Essen fand zusammen mit all unsere Professoren statt. Es saß so ziemlich an jedem Tisch einer, damit man sich kennen lernen konnte. Nach den ersten Gängen gab es aber auch ein Bäumchen-Bäumchen-Wechseldich, so dass wir einige von den Profs jetzt schon persönlich kennen. Zur Unterstützung sind auch noch einige Studenten des letzten Jahrgangs dabei gewesen.



Auf der Bühne haben sich die Professoren vorgestellt. Später haben wir auch noch zwei juristische Aufgaben zu lösen bekommen. Von jedem Tisch sollte danach ein Repräsentant auf die Bühne kommen und eine Lösung präsentieren. Auf Englisch natürlich. Hätte ich gewusst, dass ich später der Auserwählte werden sollte, der für unseren Tisch da oben steht, dann hätte ich bei der Aufgabenstellung (die Fragen wurden mündlich vorgelesen und da wir ganz hinten saßen war das kaum mitzubekommen) sicherlich mehr zugehört. Ich denke aber ich hab mich mit meiner etwas anderen Präsentation einer Antwort aber ganz gut geschlagen. Wurde noch den ganzen Abend darauf angesprochen und bin auf einen Schlag mal wieder bekannt ;-)




Das ist die Octopus Card. Ein Allzweckzahlungsmittel in Hong Kong. Man braucht sie insbesondere, wenn man öffentliche Verkehrsmittel benutzen möchte und nicht immer in der Brieftasche nach Kleingeld suchen will. So legt man nur das Portemonnaie auf den Sensor, und schon öffnet sich die Schranke. Praktisch. Sollten wir von denen mal übernehmen.


Achtung: Diese Schranken stehen nicht nur beim Eingang, sondern auch beim Ausgang! Mein erstes Einzelticket hab ich direkt nach der Fahrt noch in der Bahnstation in den Müll geworfen. Am Ausgang musste ich mich dann durch die Schranke mogeln. Der aufkommende Alarm ist dann doch recht laut. Etwa hundert Leute schauen kurz. Ich bleibe stehen und warte darauf, dass ein wütender Beamter auf mich zu kommt und mich auf Kantonesisch beschimpft. Aber es kommt keiner. Auch die hundert Leute sind schon längst weiter gegangen. Also gehe ich auch und verschwinde in der Menge.



Nach dem Uniessen sind wir von einigen unserer Hong Konger Kommilitonen gefragt worden, ob wir nicht mit ihnen in eine Karaokebar fahren wollen. Na klaro! *gg* Also rein in die Bahn und ab nach Tsim Sha Tsui, Kowloon...



Hong Kong Karaoke ist anders. Da geht man nicht einfach in eine stickige Bar, trinkt sich einen und grölt in Richtung Bühne, wo vielleicht gerade irgendjemand "I´ve been looking for freedom" von David Hasselhoff singt. Nein, sowas mag der Chinese nicht. Der Chinese mag Intimität. Daher mietet er sich einfach einen ganzen Raum für sich und seine Freunde für den ganzen Abend! Und von diesen Räumen gibt es dutzende: Das Karaoke-Zentrum, in dem wir waren, hat eine Art Hotellobby. Von dieser Lobby aus geht man durch eine Tür und dann durch riesige, futuristisch beleuchtete und labyrinthartige Gänge, bis man dann bei "seinem" Karaokeraum angekommen ist. Der Raum ist dann ganz gemütlich eingerichtet mit einem netten Sofa und kleinen Tischen mit Getränke- und Speisekarten davor. Man hat einen eigenen Toilettenraum und bestellt Snacks und Getränke per Wandtelefon, woraufhin die Sachen durch Servicepersonal gebracht werden. Vor einem ist eine große Fernsehfläche für die Musikvideos. Alles kann bequem vom Sofa aus per Fernbedienung geregelt werden.


Der Abend fing eigentlich ganz harmlos an. Wir bestellten brav unsere ziemlich teuren und kleinen Getränke, die dann auch kurzerhand geliefert wurden. Nach dem anstrengenden Tag freuten wir Deutschen uns eigentlich auf einen feucht fröhlichen Samstag Abend, aber bei den Preisen und kleinen Getränken nahmen wir erstmal Abstand von dem Vorhaben. Es war ja erst 10 Uhr. Auch die Chinesen gingen eher sehr gemächlich an die Sache ran. Zwar wurde von Anfang an nonstop gesungen, allerdings immer nur ganz langsame und zarte Songs. Auf so richtige Partybrüller stehen die hier bei Karaoke nicht. Auch Alkohol wurde zunächst kaum bestellt, sondern nur auf Softdrinks zurückgegriffen.



Als wir genug Leute waren (die eine Kommilitonin hat noch ihre Freundinnen angerufen), lohnte es sich, das "Pauschalangebot" zu nehmen. Man hat den Raum solange wie man will und hat ein Riesenkontongent (Quota) an Getränken zur Verfügung. Auf einmal standen dann vier Flaschen Black Label vor uns. Die hatten wir nicht bestellt, aber gehörten wohl mit zum Angebot.


Auch die Chinesen haben sich dann nicht mehr lumpen lassen und haben ordentlich zugeschlagen bei den Getränken. Es war noch ein richtig netter Abend mit denen und eine tolle Gelegenheit die Kommilitonen näher kennen zu lernen.


Frank Sinatra: "My Way"



2 Kommentare:

Renate hat gesagt…

Hallo Ron,
ich hoffe, dass diesmal mein Kommentar auch ankommt.
Ich freue mich jeden Morgen, wenn ich Deinen Blog lese. Die bildhaften und humorvollen Beschreibungen sind besser als ein Reiseführer !!
Hoffentlich hast du während des Studiums Zeit etwas zu schreiben.
Renate Twardziok

Renate hat gesagt…

Hallo Ron,
den Karaoke-Abend habe ich jetzt erst gesehen, 2 Hähne im Korb !!
Das fängt ja gut an. Weiter so, es lebe die internationale Freundschaft !!
R.T.