Samstag, 8. September 2007

Besuch von Daniel und Stefan

Sie waren die Ersten, aber hoffentlich nicht die Letzten, die es getan haben: Daniel (erstes Bild vorne rechts) und Stefan (vorne links) sind von Donnerstag bis heute am Samstag Nachmittag bei mir zu einem Kurzbesuch gewesen. Ja, so kann das gehen: Da ist man gerade mal ein paar Tage im fernen Ausland angekommen, hat seine ersten Vorlesungen und möchte sich voll und ganz auf das Studium konzentrieren und schon kommen die lieben Bekannten aus der Heimat einem hinterhergereist! Nein, ehrlich jetzt und Scherz beiseite - ich freue mich über jeden, der mich hier Besuchen kommt und möchte hiermit auch weiter ermutigen, die weite Reise in die asiatische Metropole zu machen. Es lohnt sich wirklich.


Am ersten Abend gingen wir es langsam an. Erstmal was essen. Bei British Airways gabs angeblich nur fiese Bratwurst und die beiden waren hungrig. Nicht ganz Hong Kong typisch, sind wir zum Thailänder und nicht zum Chinesen gegangen. Aber der Unterschied fällt auf den ersten Blick kaum auf, weil sich die beiden Küchen überschneiden. Thailändische Küche ist meistens sehr scharf (Curry!). Gelöscht wird der Gaumenbrand mit sehr leckerer Kokosmilch, die es in mehreren Varianten gibt. Selbst wenn man kein Fan von Kokos ist, wird man diese Milch lieben. Auf dem Bild hier unten ist ein Exemplar davon zu sehen. Man kann an der Anordnung der Gerichte erkennen, dass es in China üblich ist, dass am Essenstisch geteilt wird. Jeder kann von allem probieren. Deshalb steht das Essen in der Mitte. Größere Restaurants haben oft auch drehbare Unterlagen auf den Tischen, damit man leichter ans Essen gegenüber kommt. Der Sinn ist vorallem, dass durch dieses eigenmächtige Handeln die Kommunikation am Tisch nicht unterbrochen wird. Aus gleichem Grund ist es auch üblich, dem Kellner, der gerade etwas an den Tisch bringt, nicht verbal zu danken, sondern lediglich mit dem Finger auf den Tisch zu klopfen. Der Fernseher darf jedoch immer stören: Ich habe hier noch kein Restaurant ohne gesehen.


Danach wollten wir nach Kowloon auf die Festlandseite. Es war allerdings schon nach 0 Uhr. Die Fähren fahren dann nicht mehr, also haben wir ein Taxi genommen. Sechs Euro geteilt durch vier. Na das geht ja noch, auch wenn es um ein Vielfaches teurer ist als die Fährenfahrt für 22 Eurocent.



Großstadt, Großstadt! Der Blick auf Hong Kong Island von der Festlandseite (Kowloon, Tsim Sha Tsui) aus.



In Kowloon ging es ins "Aqua". Das wurde mir noch von unserer französischen Mitbewohnerin empfohlen. Es handelt sich um eine Bar, die im 30. und damit höchsten Stock eines Wolkenkratzers direkt am Wasser (ach!) liegt und von woaus man einen tollen Blick auf die Skyline der Insel hat. Man fährt bequem per hauseigenem Fahrstuhl bis ganz nach oben. Den Blick und das hochkarätige Ambiente lassen die sich aber auch bezahlen: Unser Weißwein zB kostete etwa 8 Euro und war damit noch am unteren Ende des Preissegments.




Hiernach haben wir uns noch ein wenig den Stadtteil Tsim Sha Tsui in Kowloon angeschaut, wo wir unter anderem an den sagenumwobenen "Chungking Mansions" vorbeigekommen sind. Die Chungking Mansions sind 1962 entstanden und damit für hiesige Verhältnisse ein ziemlich altes und recht heruntergekommenes Gebäude, dafür dass es mitten im Zentrum liegt und zwischen den edelsten und teuersten Geschäften. Dieser "Schandfleck" sollte schon vor langer Zeit abgerissen werden, aber die verworrene Eigentumslage im Inneren dieses labyrithartigen Riesenkomplexes, der aus dutzenden Hotels, kleinsten Geschäften, und verwinkeltsten Ecken auf zig Etagen besteht, hat eine solche Maßnahme bisher unmöglich gemacht. Lange Zeit fühlte sich hier auch niemand zuständig, den Müll zu beseitigen, so dass der sich in den Gängen sammelte. Es ist kein Geheimnis, dass hier nicht die Crème de la Crème Hong Kongs wohnt; im Gegenteil, das Gebäude ist gerade aufgrund seiner zwielichtigen Bewohner und seinem Sonderstatus (billig und trotzdem Top-Gegend) so berühmt-berüchtigt geworden. Das Gebäude wird zu einem Großteil von Schwarzen bewohnt. Die haben hier ihre Cummunity. Afrikaner sind in Hong Kong ansonsten eine Seltenheit. Die haben alle etwas komisch geschaut, als wir uns davor fotografiert haben. Und da das auch nicht die besten Zeitgenossen waren, sind wir dann auch recht schnell weitergegangen, ohne es uns von Innen zu betrachten. Wohnen kann man hier schon für etwa 12 Euro die Nacht. Auch ich hatte das schon als Startpunkt in Erwägung gezogen. Steht man allerdings davor, dann ist man doch froh da nicht gelandet zu sein. Einen späteren Besuch zur Tageszeit werde ich mir jedoch nicht nehmen lassen :-)





Die Avenue of Stars. Hollywood hat seine Stars verewigt, und Hong Kong kann das auch-Klassisch mit Handabdruck im Beton! Direkt am Wasser gelegen vorbei an den ganzen Edelhotels. Man ist hier mächtig stolz auf die hiesige Filmindustrie und die heimischen Stars. Dennoch: 95% dieser Stars kennt der Europäer nicht. Naja, man musste das wohl ein wenig mit B-Stars strecken. Sonst wäre die Straße auch zu kurz geworden und das ist ja dann auch peinlich. Die einzelnen "Sterne", also die Verwegigungen der Stars, liegen auch recht weit auseinander, so dass man bei Nacht schon suchen muss, wo denn der nächste ist. Naja, Hong Kong ist halt nicht ganz Hollywood. Insgesamt aber eine gelungene Anlage.




Freitag stand dann zunächst die Fährfahrt an, die wir ja am Tag vorher nicht mehr machen konnten, weil schon geschlossen war. Steffen hatte Vorlesung. Und ich hatte noch ein paar Stunden Zeit, bis meine anfing, sodass ich die Jungs begleiten konnte.

Sehr praktisch: Unser Stadtteil Wanchai hat eine eigene Fähranlegestelle. 5 Minuten zu Fuß und man ist da. Diesmal sind wir aber nicht wieder rüber nach Tsim Sha Tsui. Das kannten wir ja schon von gestern. Nein, wir fahren nach Hung Hom. Das liegt wenige Meilen weiter östlich und nicht ist schon so gut wie gar nicht mehr touristisch geprägt. Die Fährfahrt dauert länger als die nach TST, daher zahlt man auch mehr: 50 Cent für ca. 20 Minuten Tuckerboot fahren. Wir sind fast die einzigen Gäste auf einem Boot, was mit Leichtigkeit 200 Personen aufnehmen könnte.

In Hung Hom angekommen wirkt schon alles viel chinesischer. Es gibt viel mehr einsprachig chinesische Schilder ohne englische Übersetzung. Europäer sehen wir hier so gut wie gar keine. Wir wiederum fallen den Chinesen merklich auf. Sind sogar einmal fotografiert worden.





Nein, das ist nicht schon wieder Christo mit seiner Verhüllungskunst, sondern Wohnhäuser, die hier in Küstennähe aus dem Boden gezogen werden.


.


Das hier oben ist der "Hong Kong Duty Free Shop". Eine Touristenfalle sondergleichen. Nur werden hier keine Westler ausgenommen, sondern ahnungslose Festlandchinesen, die massenweise in Bussen herangekarrt und dann mit vermeintlichen Schnäppchen wie Schmuck, wasserresistenten Rasierapparaten im Dreierpack oder farblosen Klamotten aufs Härteste konfrontiert werden. Handeln ist möglich. Aber es gab nichts Tolles. Englisch spricht hier übrigens kaum einer und man wird angeschaut, als hätte man sich verlaufen.



Die "Whampoa". Kein richtiges Schiff, sondern ein Einkaufszentrum mitten in der Stadt.




Der MC Donalds. Eigentlich nicht groß anders als bei uns. Bis auf dass man nur etwa ein Drittel von den deutschen Preisen bezahlt. Auch das Sortiment ist nahezu identisch. Viel interessanter ist allerdings, dass sich hier oft Frauen finden, die Kindern bei ihren Hausaufgaben helfen. Das war bisher in jedem Mäckes so, den ich besucht habe. Meine Vermieterin gibt auch Nachhilfe in Mathe, meinte sie. Eigentlich ist sie hauptberuflich Lehrerin, aber es sind Ferien und so kann sie sich in der schulfreien Zeit etwas "dazuverdienen". Schwarz natürlich. Sollte ich auch machen meinte sie, als "Deutschlehrer", weil ich doch so toll sprechen könnte. Die Bezahlung kann sich sehen lassen - es werden wohl pro Stunde 500 HK Dollar gezahlt. Das wären etwa 50 Euro...

Es gibt die vordere Seite, und es gibt die hintere Seite von Gebäuden. Die Vordere ist die Schokoladenseite, während die Hintere meist etwas verwahrlost aussieht und mit Klimaanlagen verziert ist. Die Straßen sind in solchen Hinterhöfen hier fast immer feucht vom Kondenswasser, das sich an den Außenseiten der Splitklimaanlagen bildet und dann herabtropft. Dennoch ist der Boden in diesen Hinterhofstraßen meist nicht verschmutzt, sondern auffällig sauber.


Leckerli: Alte Fliegenklebebänder vor den Klimaanlagen.

Da ich danach Vorlesung hatte, habe die Jungs für ein paar Stunden zum Shoppen und Erholen geschickt. Abends haben wir uns schnell Fertignudeln gemacht und danach sind wir mit der letzten Tram auf den Peak hoch. Bis auf einen anderen Fahrgast waren wir komplett allein unterwegs...



Ganz schön steil! Die Wellen im Boden geben einem Halt, auch bei 20 Grad Steigungswinkel.



Natürlich ist der Blick von oben klasse. Die Ausguckplattform war zwar geschlossen, aber es gibt genügend Möglichkeiten zu schauen. Ich warte noch auf einige Fotos von Stefan, weil meine Handykamera da ausnahmsweise mit der Belichtung nicht mitgespielt hat. Wir sind dann noch ein wenig die sehr schönen Wanderpfade am Berg entlang gelaufen. Anhand der Pflanzenpracht merkt man erst hier wirklich, dass man sich in den Subtropen befindet.


Wir sind danach runter in die Stadt gefahren und haben noch im Dragon-I, einem der vielen Clubs hier, unseren letzten gemeinsamen Abend ausklingen lassen. Daniel und Stefan sind jetzt weiter nach Bali geflogen und machen dort drei Wochen Urlaub. Auch nicht schlecht. Ich habe aber das Gefühl, dass ich nochmal Besuch von ihnen bekomme, solange ich in Hong Kong bin ;-)

3 Kommentare:

Renate hat gesagt…

Der Reiseschriftsteller hat wieder richtig zugeschlagen.
Weiter so !!
Wenn das so klasse weiter geht, kann ich mir einen erneuten Besuch in Hong Kong sparen. Ich habe noch nie so viel gesehen.
R.T.

Renate hat gesagt…

Der Reiseschriftsteller hat wieder richtig zugeschlagen.
Weiter so !!
Wenn das so klasse weiter geht, kann ich mir einen erneuten Besuch in Hong Kong sparen. Ich habe noch nie so viel gesehen.
R.T.

Anonym hat gesagt…

Hi Ron, vielen Dank noch mal nachtraeglich fuer die super Betreuung und das "Dach ueber dem Kopf" (hier in Bali gibt es keine Umlaute auf der Tastatur). Kommen bestimmt noch mal vorbei!!! :-)