Sonntag, 16. September 2007

Aberdeen-Trip

Wenn ich an Hong Kong gedacht habe, als ich noch in Deutschland war, habe ich irgendwie immer als erstes eine dieser gebogenen Holzschiffe, also die Dschunken, vor Augen gehabt. Die kannte ich von Bildern in Reiseführern und aus einem James Bond Film und ich hatte sie von daher immer als "typisch Hong Kong" abgestempelt. So richtig typisch für diese Stadt sind diese Schiffe allerdings nicht mehr. Das Holz ist zu einem Großteil dem Stahl gewichen und der Hong Konger nennt auch nicht die Holzdschunke im Hafen sein zu Hause. Früher war das wohl mal so und zu meiner Entschuldigung, der James Bond Film war noch mit Hauptdarsteller Roger Moore und aus den 70ern. Dennoch gibt es Aberdeen, die Dschunkenstadt im Süden von Hong Kong Island. In dessem natürlichen Schutzhafen gibt es noch solche Schiffe und vereinzelt wohnen deren Eigentümer auch noch darauf.


Aberdeen an und für sich ist eigentlich nicht sonderlich schön. Wolkenkratzer überall. Dies hier ist einer der zentralen Plätze der Stadt. Sehr beliebt bei den dortigen Rentnern.

Wir haben dann nicht lange gefackelt und sind mit einem der Boote durch den Taifunschutzhafen gefahren. Die geschäftstüchtige Dame im tredigen Sonnenhut hats erstmal mit 10 Euro pro Person versucht. Wir haben uns dann auf 5 Euro pro Person und ne halbe Stunde Tuckerfahrt geeinigt. Vorkasse wird zweimal vom Sonnenhut verlangt und zweimal von uns abgelehnt. Denn gezahlt wird natürlich erst, wenn die Zeit um ist, ansonsten läuft man Gefahr von dem Fahrer nach 10 Minuten wieder an Land gesetzt zu werden.





Hausboote erkennt man daran, dass sie ziemlich klobig wirken. Sie sind nicht für unruhiges Wasser geeignet und bleiben fast immer am gleichen Platz. Zu Spitzenzeiten gab es wohl etwa 3000 solcher Hausboote in Hong Kong. Ich schätze, dass heute vielleicht noch etwa 100 dieser Boote wirklich nonstop bewohnt werden. Das liegt nicht unbedingt daran, dass das Leben auf dem Land so toll ist. Insbesondere ist es ja nicht preiswert. Vielmehr wird von verschiedenen Seiten aus Druck gemacht: Boat-People zahlen in der Regel keine Steuern, weil sie keinen "festen" Wohnsitz haben und damit oft bei den hiesigen Behörden nicht aktenkundig sind. Das ist der Regierung natürlich ein Dorn im Auge. Außerdem sind die Boat-People der ideale Anlaufpunkt für Schmuggel. Des weiteren wird von der benachbarten Marina Druck gemacht. Die ist nämlich plätzemäßig ausgebucht für die ganzen schicken Yachten der Reichen und würde ihre Kapazität (Quota) gerne auf das Hafengebiet der Bootsbewohner erweitern.




Der "Jumbo". Das größte schwimmende Restaurant in Aberdeen.



Gefischt wird hier eigentlich fast überall.


Maronenverkäufer am Hafen


Ein Laden, der neben Lebensmitteln auch Hunde im Schaufenster hatte. Der große rechts unten konnte sich in seinem Glaskasten nichtmals ganz ausstrecken. Die Jungs haben einen angeschaut, als würden sie es einem nie vergessen, wenn man sie hier rausholen würde.




Der Friedhof von Aberdeen. Unglaublich groß, man hat hier einen ganzen Berg über der Stadt zubetoniert. Das ist auch schon das Stichwort: Verwendet wird ausschließlich Beton für die Gräber. Erde mit Pflanzen sucht man vergeblich.


Ich habe dies hier mal als "Standardgrab" herausgepickt. Alles Beton. Wenn überhaupt Pflanzen, dann in Vasen. Die Räucherstäbchen gehören zu hiesigen Ritualen. Beim Essen wird ein Chinese übrigens nicht seine Stäbchen in der Schüssel liegen lassen. Das gilt als Fauxpas. Die Stäbchen sehen dann nämlich so aus wie die Räucherstäbchen in der Aschevase hier-ein Zeichen des Todes, das vermieden werden will! Ansonsten sind fast alle Gräber mit Foto. Das gibts bei uns auch ganz selten. Einmal im Jahr (am 4. oder 5. April) wird allen Ahnen gedacht. Dann werden die Gräber aller Friedhöfe durch die Verwandten gereinigt und auf dem ganzen Friedhof wird ein Festmahl veranstaltet. Symbolisch soll das eine Wegzehrung für den Verstorbenen sein, nach der Reinigung wird aber dann doch alles gegessen und nicht liegen gelassen.

Hin- und Rückfahrt wurden im Minubus unternommen. Man zahlt für ca. 20 Minuten fahrt umgerechnet knapp 70 Cent. Der Digitalanzeiger links oben zeigt die momentane Fahrtgeschwindigkeit an. Dass das Ding dreistelligen Anzeiger hat, halte ich bei der Verkehrsdichte hier für etwas übertrieben ;-)

Keine Kommentare: